Kutti MC - Freischwimmer (2011)

Meine 3-Tweet-Review des neuen Kutti MC-Albums, das er zusammen mit Stephan Eicher aufgenommen hat.

image

Der Rappoet liess sich von Eicher ein paar sehr poppige Kleider schneidern, was ihn zu seinen bislang klarsten Texten inspirierte. 

Allerdings: wer (wie ich) mit Kuttis schleppendem Vortrag bislang wenig anfangen konnte, kann’s auch mit einem Schuss Eicher nicht. 

Das fesselt leider selten. 1 Higlight gelingt den beiden aber: “Freiheit”, ein fein tänzelndes Monstrum von einem Song. 

Wertung: 4/6

EAT THE MUSIC: Alle Stephan Eicher Artikel
LIVE-FOTOS: Meine Stephan Eicher Fotos 

Herrlich: der Sohn von Bob Dylan hat ein Video für einen Tom Waits-Song mit Rolling Stones-Zitat gedreht.

Coldplay - X&Y (2005)

Interessant, wie sich meine “Mylo Xyloto”-Review mit jener deckt, die ich vor 6 Jahren über das damalige Coldplay-Album “X&Y” geschrieben habe (obwohl ich erwähnen sollte, dass Coldplay mit “Hasta La Vista…” dann auch bei mir ziemlich gut ankamen…).

image

Es zeigt sich immer mehr: Im Popgeschäft entscheidet sich nicht, wie oft vermutet, mit der berühmten zweiten Platte, ob man jetzt in den Pop-Olymp aufsteigt, sondern die dritte. Erst mit OK COMPUTER (1997) wurde klar, dass RADIOHEAD eine der grössten Bands unserer Zeit sind. Und erst mit BE HERE NOW (1997) konnte man hören, dass die Grossmäuler von OASIS eben doch nicht die neuen BEATLES sein werden. Oder GARBAGE: beim dritten Longplayer BEAUTIFUL GARBAGE (2001) war das gute Songpulver bereits verschossen. Weitere Beispiele für entscheidende dritte Platten: WOODFACE (1991) von CROWDED HOUSE und CHANGE EVERYTHING (1992) von DEL AMITRI.

Nun sind auch COLDPLAY an diesem Punkt angelangt. Und es sieht nicht gut aus.

Obwohl viele Fans und Kritiker jubeln. Und gleich Vergleiche hinzuziehen: KRAFTWERK, U2 und so weiter. Und es stimmt auch. Besonders die letztgenannten U2 kriegt man nicht aus dem Kopf, wenn man sich X&Y anhört. Da ist zum einen die Gitarre, die mit jedem Heulen an The Edge erinnert. Zum Beispiel “White Shadows”: Gitarre courtesy of U2’s “11 O'Clock Tick Tock”. Oder der Opener “Square One”: U2, circa 1984. Und die opulenten Arrangements: viele Keyboards, viele Orgeln, viele Chöre, viel Hall. Zuviel Sound, zuwenig Songs.

Das ist nämlich das Hauptproblem von COLDPLAY, das sich im Ansatz bereits auf dem Vorgänger A RUSH OF BLOOD TO THE HEAD (2002) gezeigt hat: die äusserst sympathischen Jungs bauen hochhaushohe Soundgebilde um ihre Lieder herum, und irgendwie sehen die alle gleich aus. Es bewegt sich alles auf dieser altbekannten Mollschiene, nachdenklich, traurig, aber wenig intensiv, eher öde. COLDPLAY kranken daran, zuviel in ihre Lieder zu packen. Nur einer der 13 Tracks dauert kürzer als 4 Minuten, meistens dauern die Lieder bis 5 Minuten. Diese Zeit wird aber nicht mit guten Songideen gefüllt, sondern oft einfach mit atmosphärischem Gedüsel und Gitarrenfeedback, langen Intros oder “uuhh”-Chören. Auf den Punkt kommt die Band selten. Kommt dazu: die Songs ähneln sich einfach zu sehr. Auch nach mehrmaligem Anhören verwechsle ich “Talk” mit “Square One”, “White Shadows” oder “Low”. Der Aufbau ist oft derselbe: Keyboard-Intro, treibende Beats, Gitarren-Atmosphäre, zurückhaltend in den Strophen, Gitarrengewitter in den Refrains. Die vorher genannten vier Songs gehören zu den grossen Enttäuschungen des Albums.

Dass es COLDPLAY immer noch können (packende Popsongs schreiben nämlich), beweist die andere Hälfte des Albums. “Fix You” ist zwar nicht sehr originell, weil es doch sehr an den Singlehit “The Scientist” erinnert. Aber die Ballade ist dennoch wunderschön, besonders, wenn dann am Schluss die Chris Martin-Chöre gospelig aufsingen: “Tears stream / Down your face / I promise I will learn / From my mistakes”. Da kriegt sogar der skeptische Kritiker Gänsehaut. Zur gleichen Kategorie gehört auch das wunderbare Schlaflied “Swallowed By The Sea”. Schön auch “The Hardest Part”, das irgendwie ein wenig an R.E.M. erinnert. “Kingdom Come” wurde gemäss Chris Martin ursprünglich für den zu früh verstorbenen Johnny Cash geschrieben. So klingt es auch, aber nicht schlecht. Nur schade, dass die Produzenten auch hier die Hall-Effekt-Maschine nicht ausgeschaltet haben. Denn episch muss nicht immer “mit viel Echo” bedeuten. Die besten und schönsten Songlandschaften brauchen keine Effektmaschine. Darauf hätten COLDPLAY vertrauen sollen.

Und so bleibt bei X&Y Enttäuschung zurück. Es bleibt zu hoffen, dass die Regel mit dem dritten Album doch nicht stimmt. Wäre schade um COLDPLAY.

Und sollte sie trotzdem stimmen: MANDO DIAO, KINGS OF LEON und THE STROKES: Zieht euch warm an, ihr habt den Pop-Olymp noch längst nicht erreicht! Wir warten gespannt auf das dritte Album.

EAT THE MUSIC: Weitere Coldplay-Artikel

Coldplay - Mylo Xyloto (2011)

Meine 3 Tweet Review des neuen Coldplay-Albums.

image

Die Highlights sind leider rar. Mit unnötigen und sphärischen Intros versuchen Coldplay, die Songs grösser zu machen als sie sind. 

Doch für U2-Grösse fehlen ihnen die harte Strasse Dublins, für Arcade Fire Ekstase & Wahn - & für die “alten” Coldplay die guten Songs.

Und dort, wo ihnen nix mehr einfällt, spielen sie Gitarre & Synthesizer und singen wahlweise “Uh”,“Ah” oder “Oh”. Das genügt nicht.

Wertung: 3/6


Tom Waits - Bad As Me (2011)

Da ich leider immer weniger Zeit habe, längere Texte über meine CD-Käufe zu schreiben, veröffentliche ich vorerst nur noch “3 Tweet Reviews”. Das sind CD-Review in 3 Tweets, also höchstens 420 Zeichen. Ich veröffentliche den ganzen Text nachher jeweils hier. Den Anfang macht das nigelnagelneue Tom Waits-Album.

image

Waits hat die Beats des letzten Albums über Bord geschmissen, und zum Glück auch den Drang, ums Verrecken modern klingen zu müssen.

Das hat seine exzellente Band auch nicht nötig. Sie schafft einen Sound, der sich an der Vergangenheit nährt, ohne verstaubt zu sein.

Waits keucht, schnaubt, faucht und plustert sich auf wie ein junger Gockel. Das macht “Bad As Me” auf kranke Art sexy. Und tanzbar. 

Wertung: 5/6

EAT THE MUSIC: Weitere Tom Waits-Artikel

Der Trailer zum R.E.M. Best Of-Album (VÖ 15. November) gibt mir Gänsehaut… Ab 2:01 kann man den neuen R.E.M.-Song “We All Go Back Where We Belong hören”.

Aus der Radio 24 CH-Szene vom letzten Sonntag: BOY mit “Drive Darling”, einem der berührendsten Songs dieses Herbstes. Ihr Debütalbum “Mutual Friends” ist nur zu empfehlen - mehr erfahrt ihr im Podcast. File under: Hüenerhuutmusig.